Titelthema Südring Aktuell
Wertvoll
Von Kurt bis Kerrin
Seit fast 70 Jahren: Werte von Eltern.
Leben mit Behinderung Hamburg wird von Menschen geprägt. Gesichter, die für die Werte der Organisation stehen. Sie weiter transportieren und damit Teil unserer Bewegung für die gleichberechtigte Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung werden.
Es gehe um die vollständige Eingliederung in die Gesellschaft: "Die Anleitung zum Selbständigsein, zur Selbstverantwortung und zur eigenen Lebensgestaltung", wird der Vereinsgründer von Leben mit Behinderung Hamburg, Kurt Juster, in seiner Biografie zitiert. Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, oder zeitgemäß ausgedrückt: Personenzentrierung, bilden auch heute das Fundament unserer pädagogischen Arbeit. Es war ein weiter Weg. Schaut man sich die Anfangszeit von Leben mit Behinderung Hamburg an, war all das neu, was wir heute Inklusion oder Teilhabe nennen. Aber für die Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung selbstverständlich: Warum sollen ihre Kinder anders aufwachsen als andere junge Menschen? Warum sollten sie ausgeschlossen sein? Und doch waren sie es. Damals mehr als heute, aber auch heute noch braucht es Eltern, die für Teilhabe kämpfen und sich über das normale Elternsein hinaus engagieren. Ebenso braucht es professionelle Unterstützer*innen, die das umsetzen, was Normalität sein sollte. Und: politische Weggefährt*innen, die Rahmenbedingungen dafür schaffen, was wir Inklusion nennen.
„Für mich ist die Leitidee‚ für den eigenen Lebensweg von Menschen mit Behinderung schaffen wir gemeinsam Grundlagen‘, ein großer Wert“, sagt Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin von Leben mit Behinderung Hamburg Elternverein e. V. „Aber wie schaffen wir dieses ‚nicht ohne uns über uns‘, im Großen und im Kleinen?“ Eltern sind immer auf der Suche danach, ihre Töchter und Söhne, auch wenn diese nur eingeschränkt kommunizieren, zu verstehen und dabei zu unterstützen, ihren Weg zu gehen. Anders als Kurt Juster und seine Mitstreiter*innen haben die Familien heute weit mehr Unterstützer*innen: Ob Betreuungsverein oder Sozialeinrichtungen, beide bieten fachliche Hilfe und oft auch ganz praktische Angebote auf dem Weg zu Inklusion, Teilhabe und Selbstbestimmung. Aber auch die Interessenvertreter*innen kämpfen dafür, dass Wege bereitet werden. Sie sind wichtige Akteur*innen auf dem Pfad der Selbstbestimmung. Etwas, was zu Zeiten der Vereinsgründung eher eine Utopie als Realität war. „Wir müssen alle, vereint mit Respekt, Toleranz und einer konstruktiven Streitkultur, diesen Weg gehen“, sagt Kerrin Stumpf. „Und dazu braucht es immer auch eine Portion Humor und Optimismus.“ Oder, wie es Martin Eckert, der ehemalige Vereinsgeschäftsführer, Vater und Vorsitzender des Elternvereins bis 2020, auf die Frage, was Leben mit Behinderung Hamburg ausmache, bei einer Umfrage im Verein auf einem Zettel notierte: „Allein geht es nicht, man erreicht nur gemeinsam etwas. Und viele erreichen mehr.“