50 Jahre Roter Hahn

Von 1974 bis heute

Das Sonderkindertagesheim Roter Hahn in Hamburg-Berne

Am 4. Februar 1974 wird das Sonderkindertagesheim Roter Hahn in Hamburg Berne eröffnet. In einem angemieteten Bungalow im Roten Hahn 19 bietet die Kindertagesstätte Platz für zwölf Kinder mit schwerer und Mehrfachbehinderung. Der Rote Hahn ist damit das dritte Kindertagesheim, das von der damaligen Kurt-Juster-Heim-Gesellschaft in Betrieb genommen wird.

Der Rote Hahn wächst

Der Rote Hahn wächst. Am 14. März 1977 finden nach nur kurzer Vorbereitungszeit acht schwerst- und mehrfachbehinderte Jugendliche und Erwachsene im Roten Hahn 23 einen Tagesförderstätten-Platz. Viele von ihnen haben noch nie eine Förderung in einer Werkstatt oder einer anderen Institution erfahren.
Damit wird der Rote Hahn zur ersten Tagesförderstätte für schwer- und mehrfachbehinderte Erwachsene erweitert.  

Umzug nach Volksdorf

Das Kindertagesheim/die Tagesförderstätte Roter Hahn wechselt erneut den Standort, nicht aber den Namen. Am 21. Dezember 1982 zieht der Rote Hahn nach Hamburg-Volksdorf an die Teichwiesen und findet in den Räumlichkeiten der ehemaligen Sonderschule im Saseler Weg 11 eine größere Bleibe und erweiterte Betreuungsmöglichkeiten. Der Schwerpunkt liegt auf Förderung. Die Angebote Basale Stimulation und Spaziergänge werden ergänzt durch Krankengymnastik und Entspannungsübungen im Snoezelenraum.

Ehrenamtliche Betreuung in der Kirchengemeinde Wellingsbüttel

Seit Januar 1984 bieten Frauen der Kirchengemeinde Wellingsbüttel jeden Dienstag ehrenamtliche Nachmittagsbetreuung im Gemeindehaus Up de Worth an, um die Eltern und Familien zu entlasten. Die Freiwilligen sammeln Spenden für den Roten Hahn, sodass eine Musikanlage und ein Wasserbett sowie Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke realisiert werden können. Die "Dienstagsgruppe" hat bis 2007 Bestand.

Der Rote Hahn wird reine Tagesförderstätte

Der Rote Hahn bietet nur noch Tagesförderung an, da ausreichend Angebote in Sonderschulen für Kinder mit schwerer und mehrfacher Behinderung existieren. Gleichzeitig wird die Kapazität der Einrichtung von zwölf auf 20 Plätze erhöht.

Neuorientierung der Tagesstätten auf Arbeitsangebote

Aus "Besuchern*innen" der Tagesförderstätten werden "behinderte Mitarbeiter*innen".
Großer Erfolg bei Produktion und Vermarktung (Geschenkartikel aus Papier, Kerzen, Holzarbeiten, Gewürzsträuße, Kalender u.v.m.). Erfolg bemisst sich nicht an der Höhe des Verkaufserlöses, sondern am Ausmaß, in dem die Menschen mit Behinderung durch ihre Tätigkeit von der Gesellschaft wahrgenommen und anerkannt werden.

Arbeitsangebote im Roten Hahn

Teilnahme an der Fachtagung "Arbeit ist möglich".
Weiterentwicklung der Arbeitsangebote für mittlerweile 13 Beschäftigte im Roten Hahn:
Die Arbeitsgruppe Küche stellt für kurze Zeit Marmeladen her. Aus dieser Arbeitsgruppe entwickelt sich die Kosmetikgruppe, die Duschgel und Körperöl produziert. Auch diese Arbeitsgruppe hat nicht lange Bestand. 2001 wird die Papiergruppe gegründet und hierfür die erste Malmaschine angeschafft. Die Papiergruppe schneidet Pappe zu, bemalt diese und macht daraus Fotoalben und Lesezeichen. Die Beschäftigten der Kissengruppe, die es von Anfang an gibt, schneiden mit Schablonen Stoffe zu, bemalen die Stoffe auf einer Holzstaffelei mit Stoffmalfarbe, befüllen sie mit Dinkelspelz und nähen daraus Kissen. 

Markt der Möglichkeiten

Der Rote Hahn nimmt erstmalig am "Markt der Möglichkeiten" der Tages(förder)stätten im Südring 36 teil. Auch im Netzwerk Arbeit Hamburger Tagesförderung (NAHT) ist der Rote Hahn von Anfang an vertreten. 

Der Rote Hahn wird 30

Mit einem Sommerfest am 21. August 2004 feiert die Tagesstätte Roter Hahn ihr 30-jähriges Bestehen und gleichzeitig 20 Jahre ehrenamtliche Unterstützung durch die Luthergemeinde Wellingsbüttel.

Der Rote Hahn zieht nach Sasel und wird Treffpunkt

Der Rote Hahn zieht am 2. April 2009 von Volksdorf nach Sasel in die Kunaustraße 4 in eine ehemalige Bücherhalle und eröffnet dort am 18. Juni eine Tagesstätte für 16 Menschen mit mehrfacher Behinderung. Mit Unterstützung der Ini FelS (Initiative für ein lebenswertes Sasel) wurden dort neue Räumlichkeiten angemietet und 2008 ein Baustellenfest mit allen Beschäftigten des Roten Hahns aus Volksdorf, den Angehörigen und der Ini FelS gefeiert.
Neben den Arbeitsschwerpunkten Papierwerkstatt (Herstellung von Notizblöcken Fotoalben und Grußkarten) und Textil (Nähen und Bemalen von Kissen, Taschen und Geschenkbeuteln) für die 16 Beschäftigten dient ein Raum als Stadtteil-Treffpunkt für die Bürger*innen von Sasel – ein bis dato einmaliges Projekt. Die Besucher*innen können Bücher lesen oder ausleihen sowie Tageszeitung und Internet nutzen. Kaffee, Tee und Kekse stehen gegen eine Spende bereit. Regelmäßiger Verkauf der hergestellten Papier-und Textilprodukte, Raumvermietungen abends und am Wochenende an Parteien, Vereine (z.B. Schachfreunde Sasel, Fortbildungsveranstaltungen, IniFelS) runden die Angebote ab.

Feinwerk und Auf Achse starten

Start und Umsetzung "Berufsbildung Feinwerk": Mitarbeiter*innen lassen sich zu Feinwerk-Expert*innen weiterbilden. Sie entwickeln arbeitsunterstützende Geräte für die Beschäftigten, erarbeiten Bildungsangebote und -projekte, zum Beispiel zu den Themen Papier - Holz - Wald. Die Beschäftigten lernen nach Aufnahme im Roten Hahn unterschiedlichste Arbeitsangebote kennen und können sich ausprobieren, machen Bildungsausflüge und Praktika und können im Anschluss ihren Arbeitsplatz frei wählen oder neugestalten.

Im März 2010 startet Auf Achse. Die Beschäftigten im Roten Hahn erschließen sich neue Erfahrungs- und Begegnungsräume im Quartier. Kooperationspartner sind das Reisebüro TUI Reisecenter mit dem Arbeitsangebot Altpapierentsorgung und ein Blumenladen mit der Auslieferung von vorbestellten Blumengestecken und gebundenen Sträußen an eine Arztpraxis.
Weitere “Auf Achse“ Kooperationspartner für unterschiedliche und begrenzte Zeiträume: Hamburger Sozialbehörde - Tische eindecken, Einkauf und Postdienst; Kirchengemeinde Sasel - Kirche schmücken; Kindertagesstätte Sasel - Tisch eindecken und Frühstück für die Kinder vorbereiten; Heimatverein Unser Sasel - Platzpflege unter der Schubert Linde (alles bis 2020); Schule Redder - Tische wischen, Schreddern (bis 2020), Müll sammeln auf dem Schulhof (seit 2014) sowie Einkäufe für Arztpraxen im Stadtteil.

Zukunftswerkstatt

28. Mai 2018:
Zukunftswerkstatt für mehr Teilhabemöglichkeit im Stadtteil mit dem Ergebnis, dass mit den Kooperationspartnern mehr Auf Achse-Möglichkeiten gefunden und aktiv betrieben werden.

Corona - der Rote Hahn macht dicht

16. März 2020:
Durch Corona bedingte Schließung des Roten Hahns bleiben alle Beschäftigten zu Hause. Sämtliche Mitarbeiter*innen wechseln temporär in die Wohngruppen. Im August Wiedereröffnung unter hohen Auflagen, Abstands- und Hygieneregeln mit reduziertem Arbeitsangebot für die Beschäftigten als Folge. In farblich unterschiedlich zugeordneten Bereichen – Papierwerkstatt, Treffpunkt, großer Gruppenraum – werden die Beschäftigten gruppenweise voneinander getrennt. Im Juli 2021 erfolgt die Wiedereröffnung im Vollzeitbetrieb für alle Beschäftigten. Der Treffpunkt bleibt noch geschlossen.

In Betrieb und 50 Jahre Roter Hahn

27 Beschäftigte und zusätzlich vier Beschäftigte InBetrieb werden zu Hause und an Orten des Arbeitslebens begleitet, Außenarbeitsplätze werden entwickelt.

Am 4. Februar 2024 wird der Rote Hahn 50 Jahre alt. Als Kindertagesheim geschlüpft, entwickelte sich das Küken in seiner abwechslungsreichen Entwicklung zum Tagesstätten-Hahn. Am 9. Juli 2024 feiert der Rote Hahn das Jubiläumsfest mit allen Beschäftigten, deren Angehörigen sowie früheren und aktuellen Mitarbeiter*innen und Freund*innen und Kooperationspartner*innen aus dem Stadtteil.